Titel
London, Weltausstellung, Preismedaille für Moritz Geiss 1851
Allgemeine Bezeichnung
Medaille
Inventarnummer
Med14672
Sammlung
Münzen-Medaillen
Anzahl der Teile
1
Herstellungsort
London
Herstellungsdatum
1851
Hersteller
Maße
Dm. 75 mm
Klassifikation
Medaille
Material und Technik
Bronze - geprägt
Standort
Derzeit nicht ausgestellt
Beschreibung
Vs. Die nach links gewandten Profilbildnisse von Queen Victoria und Prinzgemahl Albert sind hintereinander versetzt. Im Vordergrund die Königin mit Ohrring, Halskette und Lorbeerkranz im hochgesteckten Haar, dahinter der Prinzgemahl an ihrer rechten Seite, etwas größer, mit einem der Mode der Zeit entsprechenden Backenbart. Unterhalb des Paares zwei aufeinander zu schwimmende Delphine, rechts daneben ein verzierter Dreizack. Umschrift: VICTORIA D(ei). G(ratia). BRIT(anniarum). REG(ina). F(idei). D(efensor). ALBERTUS PRINCEPS CONJUX MDCCCLI (Victoria von Gottes Gnaden Königin von Britannien, des Glaubens Verteidigerin. Prinzgemahl Albert. 1851). Am unteren Rand zu Seiten der Jahreszahl die Angabe des Medailleurs W. WYON. R. A. und der Prägestätte ROYAL MINT.
Rs. Eine weibliche allegorische Figur in antikisierendem Gewand und mit einem Lorbeerkranz geschmückt, auf dem Gewandsaum bezeichnet als BRITANNIA, sitzt auf einem Stein, an den der Wappenschild Großbritanniens, ein griechischer Helm sowie ein Dreizack gelehnt sind. Britannia bekränzt die vor ihr kniende Personifikation des Fleißes, auf ihrem Haarband mit INDUSTRIA bezeichnet, und reicht ihr die rechte Hand. Als Hinweise auf ihre Eigenschaften hält sie in ihrer linken Hand einen Spinnrocken, trägt ein mit Bienen verziertes Kleid und verdeckt zur Hälfte einen Bienenkorb, der hinter ihr steht. Verkörperungen der vier Erdteile beobachten die Szene: Europa, ausgestattet mit Mauerkrone und Zepter, steht im Vordergrund und wird durch die Umarmung der von Blumen bekränzten Asia mit der Industria verbunden. Es folgen Afrika mit einem Elefantenhelm und schließlich Amerika mit Federkopfschmuck und Bogen in der Hand. Am rechten Bildrand finden sich Weltausstellungsobjekte oder Embleme für Industrie, Handel und Kunsthandwerk, darunter eine männliche Büste. Umschrift: DISSOCIATA LOCIS CONCORDI PACE LIGAVIT ("Räumlich Getrenntes hat sie in einträchtigem Frieden verbunden." - Ovid, Metamorphosen, 1. Buch, Vers 25). Bezeichnet im Abschnitt: LEONARD C. WYON./ DES(ignavit). & SC(udit). ROYAL MINT./ LONDON 1851.
Auf dem Rand gepunzt: PRIZE MEDAL OF THE EXHIBITION M. GEISS. CLASS XXII.
Leonard Charles und sein Vater William Wyon gehörten zu einer seit dem 18. Jahrhundert bekannten englischen Medailleursfamilie und waren „Chief Engraver“ der königlichen Münze. William Wyon beauftragte man mit der Schaffung einer einheitlichen Vorderseite für die verschiedenen Preismedaillen.
Von den insgesamt knapp 3000 Preismedaillen entfielen 264 auf den Zollverein und die Norddeutschen Staaten, womit diese in der Verteilung der Preise nach Großbritannien und Frankreich den dritten Platz in der Liste der Nationen einnahmen.
Der Berliner Eisengießereibesitzer Moritz Geiss gilt als Erfinder des Zinkgusses. Trotz problematischer Eigenschaften dieses Metalls war er in der Lage, auch komplizierte Formen in diesem preisgünstigen, witterungsbeständigen und leichten Material zu gießen. Er soll bereits bald nach 1820 mit Zink experimentiert haben, so dass Karl Friedrich Schinkel in Zusammenarbeit mit dem Gießer zu Beginn der dreißiger Jahre den Zinkguss in der Nikolaikirche in Potsdam und der Sternwarte in Berlin einsetzen konnte. Im Jahr darauf entstanden Bildwerke aus Zink, so nach einem Entwurf von August Kiss „Die mit einem Tiger kämpfende Amazone“, welche später als kolossale Bronzeplastik für das Alte Museum hergestellt werden sollte und die damals zu den beliebtesten Modellen der Zeit gehörte. Man schätzte den Zinkguss aufgrund seiner Formgenauigkeit und rühmte das Metall wegen seiner vielseitigen Verwendbarkeit und seines gegenüber der Bronze wesentlich geringeren Preises.
Vermerk am Objekt
Inschrift: PRIZE MEDAL OF THE EXHIBITION M. GEISS. CLASS XXII. (Rand)
Literatur
The Art-Journal illustrated catalogue of the industry of all Nations, London 1851, S. XV, 37. Link zur Bibliothek
The Art Journal October/November 1851, S. 262, 294—295. Link zur Bibliothek
Official Catalogue of the Great Exhibition of the Industry of all Nations, Zollverein Section, London 1851, S. 31-32, 101-102. Link zur Bibliothek
Reports by the Juries on the subjects in the thirty classes into which the exhibition was divided. Exhibition of the Works and Industry of all Nations 1851, London 1852, S. X-XI. Link zur Bibliothek
Amtlicher Bericht über die Industrie-Ausstellung aller Völker zu London im Jahre 1851, von der Berichterstattungs-Kommission der Deutschen Zollvereins-Regierungen, T. 3. Berlin 1853, S. 48-50, 175, 644-646, 716, 721—723. Link zur Bibliothek
Ines Augustin: Die Medaillen und Plaketten der großen Weltausstellungen seit 1851—1904. Diss. Karlsruhe 1985, Nr. 2, S. 24-45, 252-254. Link zur Bibliothek
Petra Krutisch: Aus aller Herren Länder. Weltausstellungen seit 1851. Nürnberg 2001, S. 11—-25.
Heike Bartel: Erwerbungen. In: Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums 2007, S. 251-253.
Moritz Geiss: Zinkguss-Ornamente nach Zeichnungen von Schinkel, Stüler, Persius, Schadow, Knoblauch, Stier und Anderen, sowie Statuen und Sculpturen nach antiken Modellen ausgeführt und gegossen in der Zinkgießerei für Architektur von M. Geiss in Berlin; in genauen Abbildungen nach dem Maaßstabe, zum Gebrauch für Architekten, Bauhandwerker und alle der Ornamentik Beflissene. 2. Aufl. Berlin 1863.
Sabine Hierath: Berliner Zinkguss. Architektur und Bildkunst im 19. Jahrhundert (Letter-Schriften, Bd. 15), Köln 2004, S. 20--24, 256.