Dieter Asmus ist einer der wichtigsten Tier-Maler der Gegenwart. Seit nunmehr 60 Jahren widmet er sich immer wieder der Aufgabe, das ambivalente Verhältnis der Menschen zum Tier auszuloten. „Asmus‘ Bilder sind Reflexionen über das Sein in der Welt und die Grenzen der Freiheit, über Natur, Kultur und Kunst, über Haltungen, Empfindungen und Sehnsüchte. Am Tier entfaltet sich bei ihm der Mensch.“ (Karin Schick: Mit Fell und Feder aus der Haut, in: Nümann 2023, S. 13). Der Wellensittich befindet sich hier nicht in seinem natürlichen Habitat in den australischen Outbacks, sondern in einem kargen Innenraum auf einem streng ausgerichteten, mit einer karierten Decke bezogenen Tisch, der eher an ein geometrisch abstraktes Bild als an eine kleinbürgerliche Wohneinrichtung erinnert. Entgegen seiner natürlichen Verbreitung in großen Schwärmen, ist der hier zu sehende Vogel ein Einzelwesen, wie sie seit ca. 1840 in Europa als Ziervögel gehalten werden (in Deutschland gründete sich 1926 ein erster Verein für Wellensittichzüchter). Asmus zeigt den Vogel also in einer nicht artgerechten Umgebung (noch dazu innerhalb einer beengten Szenerie), die uns jedoch, verstärkt durch die an René Magritte erinnernde Pfeife, umgehend auch das Klischee kleinbürgerlicher Lebensverhältnisse ins Gedächtnis ruft. Dieter Asmus wertet jedoch nicht, sondern bleibt bei seiner Betrachtung sachlich.