Die spätmittelalterliche Privatandacht führte zur Miniaturisierung von sakralen Bildwerken. Das Flügelaltärchen zeigt einen geläufigen Passionszyklus im Kleinformat. Die Episoden der Leidensgeschichte können schrittweise nachvollzogen werden. Die Gestaltung der Einzelszenen ist klar und konzentriert. Die didaktische Vereinfachung erleichtert das Verständnis und das emotionale Nacherleben der Passion. Das Altärchen stammt wohl aus einem oberrheinischen Kloster. Die Flügelaußenseiten zeigen keine weiteren Episoden. Es erscheinen Andachtsbilder mit den Freuden und Schmerzen Mariens sowie Christus vor und nach der Passion. Die Rückseite der Mitteltafel ist mit marmorartigen Oberflächen lebendig verziert. Solche Dekore schmückten Tafelrückseiten bis in die Dürerzeit. Ob der Altar an der Wand befestigt war oder auf einem Sockel aufgesteckt wurde, ist ungewiss. Löcher an der Oberkante legen zumindest verlorene Bekrönungen nahe.