Oberer Teil von zwei Teilen einer Bilder-Stammtafel der Nürnberger Familie Ketzel (Gm582_a)

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Titel

Oberer Teil von zwei Teilen einer Bilder-Stammtafel der Nürnberger Familie Ketzel

Allgemeine Bezeichnung

Gemälde

Inventarnummer

Gm582_a

Sammlung

Gemälde bis 1800

Anzahl der Teile

Hersteller

Unbekannt

Herstellungsdatum

1595

Herstellungsort

Maße

mit Rahmen: H: 92,5 cm; B: 176 cm; lichte Maße: H: 78,5 cm; B: 162, 5 cm

Material und Technik

Malerei auf Kiefernholz (Pinus sylvestris)

Darstellung

Die Ketzel waren Kaufleute (zu den einzelnen dargestellten Personen: s.o.). Sie handelten mit Gewürzen, aber auch mit Textilien und Eisenwaren, betrieben Eisenhämmer und waren an Bergwerken beteiligt. Sie gehörten zu den ehrbaren, aber nicht zu den ratsfähigen Nürnberger Geschlechtern. Viele von ihnen wurden als Genannte in den Größeren Rat berufen und mit Ehrenämtern betraut. Neben den Rieter waren die Ketzel die eifrigsten Jerusalempilger Nürnbergs (vgl. Rückseite der zweiten Stammbaumtafel Gm 582_b und auch Gm 581 im GNM). Frömmigkeit, Abenteuerlust und Pretigegewinn waren die hauptsächlichen Antriebe. (Aign hat sich in seiner Publikation von 1961 umfassend der Familie und ihren einzelnen Mitgliedern angenommen.) Mit dem bis ins 14. Jahrhundert zurückreichenden Stammbaum und der Aufzählung der Fürsten, denen man auf den Pilgerreisen Gesellschaft leistete, stellten die Ketzel die Vornehmheit ihres Hauses im allgemeinen und den gesellschaftlichen Rang einzelner Mitglieder desselben unter Beweis. -- In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts legten in den Reichsstädten bürgerliche Familien Stammbäume an, um im Wettbewerb mit den Adelsfamilien ihre Vornehmheit zu demonstrieren. Als Stammtafeln oder Geschlechtertafeln (zurückgehend auf den Stammbaum Christi/"Wurzel Jesse") wird jede genealogische Tafel bezeichnet, die übersichtlich alle Söhne und Töchter der Ehen eines Geschlechts, mit Ausnahme der Nachkommen der verheirateten Töchter, erfaßt. (Lit. s. Löcher, a.a.O.). Da Paulus Ketzel 1588 ledig und mit ihm der letzte seines Stammes gestorben war, kann nur seine Schwester Maria (1559 - 1621) den Auftrag auf die gemalte Stammtafel erteilt haben, lt. Löcher vermutlich unterstützt durch ihren Gatten Hans Christoph von Ploben, der Wert auf die respektheischende Herkunft und Familiengeschichte seiner Frau legte. --- Die Halbfiguren der Männer und Frauen wachsen auf der Stammtafel über ihren Wappenschilder auf. Bis zu einem gewissen Grade wird der Mode und ihren Veränderungen Rechnung getragen, verliert sich der mittelalterliche Harnisch zugunsten der Schaube, die Haube der Frauen zugunsten des Baretts, das buntfarbene Kostüm zugunsten des dunklen, hochgeschlossenen mit üppiger Halskrause. Der Goller bedeckt den Brustlatz. - Die Ehepaare sind sich gesprächsweise einander zugekehrt, ihre Wappen gegeneinander geneigt. Die wehrfähigen Männer sind mit Waffen (genauer bei Löcher, a.a.O.) dargestellt, die frühverstorbenen Knaben mit Steckenpferd und Windrad. Die Nonnen erkennt man an ihrem Habit.

Zustandsbeschreibung

Gemeinsame Zustandsbeschreibung für 581_a und 581_b siehe unten; spezielle Zustandsbeschreibung für Gm 581_a siehe unten.

Beziehung zu anderen Objekten

; Bei Gm 582_a handelt es sich um die obere von zwei Tafeln (die untere: Gm 582_b), die mit Scharnieren verbunden sind und zusammen den Familienstammbaum (allerdings von oben nach unten dargestellt) der Familie Ketzel aus Nürnberg darstellen. Auf der Rückseite von Gm 582_b befindet sich obendrein eine Pilgertafel der Familie. (Eine zweite, eigenständige ist im GNM als Gm 581 vorhanden.);

Beschreibung

Oberer Teil von zwei durch Scharniere verbundenen Teilen einer Bilder-Stammtafel der Nürnberger Familie Ketzel: Links in der Mitte Maria mit dem Kind. Ihr zu Füßen knien die Stammeltern der Familie, Heinrich Ketzel und Anna Igelbrecht, beide mit ihren Wappen, er mit den Emblemen des Katharinen- (Rad mit Nabe und Handkurbel), Kannen- (Kanne mit Blumen) und des cyprischen Schwertordens (Schwer mit S-förmig dasselbe umwindendem Gurt) sowie des Ordens vom Heiligen Grab (Krückenkreuz). Darunter die Mitglieder der Familie auf Verzweigungen des Stammbaums. Der Stammbaum setzt sich nach unten auf einer zweiten Tafel fort. Die Ehepartner aus anderen Familien führen jeweils ihr eigenes Wappen mit sich, die Halbfiguren der Männer und Frauen wachsen über ihren Wappenschilden auf, es handelt sich um einen "auf den Kopf gestellten " Stammbaum. Die Inschriften sind in Fraktur geschrieben. --- Inschriften (von oben): "Nach christi geburt M° ccc° lxxxviiij jar. zuge ich heinrich ketzel zum heiligen grab vnd auf den berg Synay zif. / Darnach M° ccc° lxxxxj ward ich verheirat Anna ygelbrechtin zu(e) augspurg mit der gebar ich drey Su(e)n heinrich. / Endres vnd mertin ketzel. Diser heinrich ketzel starb im M° ccc° xxxviij Jar. dem got genad", dazu die Bildnisse der Stammeltern. --- 1. "Heinrich ketzel geborn / 1392 v(e)heirat 1422 / gestorbe(n) 1453 [und] Els schwertzerin - Endres ketzel / geborn 1393 [und] Margretha Ygelthalerin - Martin ketzel / zu augspurg / geborn 1394 [und] Ein Anriederin". --- 2. "Sebold ketzel / geborn 1433 - Vlrich ketzel / geborn 1440", mit den Abzeichen des Kannenordens, Hl. Grab mit der Jahreszahl "1462", des cyprischen Schwertodens und eines weiteren, unbekannten Ordens - "Gabriel ketzel / geborn 1436 - Lienhart ketzel /geborn 1437 - Endres ketzel [und] Ein kenneterin - Mathes ketzel". --- 3. "Els ketzlin / geborn 1428 - Seitz Ketzell / gebo(r)n 1425 - Heinrich ketzel / geborn 1429 - Paulus ketzel / geborn 1430 - Anna ketzlin / geborn 1426 - Lucas ketzel geborn / 1441 v(er)heirat 1467 [und] Magdalen kolerin - D. Heinrich rosenzweig / geborn 1454 v(er)heirat / 1492 [und] Barbara ketzlin / geborn 1469 - Magdale(na) ketzlin / geborn 1472 - katherina ketzlin / geborn 1474 - katherina ketzlin / geborn 1475 - Els ketzlin ge / born 1473 - Anna ketzlin / geborn 1477 - heinrich /svertzer [und] Anna ketzlin [und] Nörlinger von / Augspurg - Zimprecht ketzel - Elena ketzlin - Sibilla ketzlin". --- 4. "Endres vo(n) wat [und] Els ketzlin ge / born 1434 - Brigitta ketzlin / geborn 1438 - Brigita ketzlin / geborn 1441 . Brigitta ketzlin geborn 1443 - Sebolt ketzel geborn / 1435. v(er)heirat 1459 [und] Anna kremerin vo(n) / Wurtzpurg - Mathes ketzel / geborn 1482 - Hanns vnd hans ketzel / geborn zwili(n)g 1461 - Martin Glück [und] Ursula ketzlin / geborn 1451 - kingvnd ketzel / geborn 1479 - Heinrich ketzel / geborn 1484 - Lvcas ketzel / geborn 1482 [und] Anna kopplin". --- 5. "Anna ketzlin / geborn 1424 - Margretha ketzlin / geborn 1431 - Margaretha ketzlin / geborn 1432 - Ursula ketzlin / geborn 1434 - Jorg ketzel geborn 1423 / verheirat worden 1453 / vnd gestorben 1488", mit den Abzeichen des Kannen-, cyprischen Schwertordens und vom Hl. Grab, dieses mit der Jahreszahl "1553" [und] "Dorothea rötin / von aurbach - Paulus ketzel / geborn 1486 - Hans kramer [und] Ursula ketzin - Bernhard kolb [und] Margaretha ketzlin / geborn 1463 - Jobst Kolb von / Wurtzburg [und] Dorothea ketzlin / geborn 1460 - Epischover / vo(n) augspurg [und] Fronicka ketzlin - Mertin ketzel - Ruprecht Ketzel - georg kötzell". (Fortsetzung mit "6. ..." auf Gm 582_b.)

Literatur

zu weiteren Ketzel-Stiftungen und zum Kontext von Pilger-Memorialstiftungen: Carola Fey: Wallfahrtserinnerungen an spätmittelalterlichen Fürstenhöfen in Bild und Kult. In: Carola Fey/Steffen Grieb (Hrsg.): Mittalterliche Fürstenhöfe und ihre Erinnerungskulturen. Göttingen 2007, bes. S. 152-154

Kat. 1882, Nr. 476; 1885, Nr. 487; 1893, Nr. 526. - Kat. Braune 1909, Nr. 582. - Aign 1961, S. 80 -81, Abb. 2, 3. - Kurt Löcher: Germanisches Nationalmuseum: Die Gemälde des 16. Jahrhunderts. Stuttgart 1997, S. 372 - 375.