Titel
Turboschneckenpokal
Allgemeine Bezeichnung
Trinkgefäß aus Silber und Schneckengehäuse
Inventarnummer
HG2147
Proviso
Leihgabe der Johann Carl von Schlüsselfelder'schen Familienstiftung
Sammlung
Kunsthandwerk II (1500-1800)
Anzahl der Teile
2
Herstellungsort
Nürnberg
Herstellungsdatum
1595
Hersteller
Friedrich Hillebrandt
Maße
H. 39,1 cm, H. ohne Deckel 25,5 cm; Dm. Lippe 10 cm; Dm. Fuß 11 cm; Dm. Deckel 11,7cm
Breite max. 13,9 cm; Tiefe max. 12,5 cm
Breite max. 13,9 cm; Tiefe max. 12,5 cm
Material und Technik
Silber, vergoldet, getrieben, ziseliert, graviert, geätzt, punziert; Turboschnecke; Perlen
Standort
Derzeit nicht ausgestellt
Beschreibung
Der Pokal steht auf einem gewölbten Fuß mit glatter Kehlung. Der Standring ist mit ziseliertem Blatt- und Blütenwerk verziert, in das alternierend geflügelte Puttenköpfe und beschlagwerkähnliche Ornamente gesetzt sind. Die Hohlkehle und der Rand der oberen Basisplatte werden durch sechs Spangen miteinander verbunden, deren gewölbte Rundung mit kleinen gegossenen Figürchen geschmückt ist. Die mit ziseliertem Getier verzierte Standplatte der Schaftfigur ist von einem Kyma und einer dünnen Kordel gesäumt. Dargestellt sind Muscheln, ein Hummer, eine Schlange, eine Schnecke, ein Krebs und ein Frosch. Eine kniende Figur trägt die Cuppa. Anhand des Löwenfells, kapuzenartig getragen, ist die Figur als Herkules zu identifizieren. Sonst trägt die Figur lediglich ein schmales Stoffband um die Hüfte. Sein linkes Bein ist nach vorne angewinkelt, das rechte nach hinten. Mit gebeugtem Kopf und nach oben angewinkelten Armen trägt er das Gehäuse der Turboschnecke in seinem Nacken. Es sitzt - gehalten von drei Spangen - auf einem Aufsatz, der in ein florale Ranken endet, die den Rücken des Herkules hinunterfallen. Die linke und die rechte Spange sind gleich gestaltet: In symmetrisch angeordneten Voluten und Stege ist der Kopf eines bärtigen Mannes und am oberen Ende der eines Löwen über einer Pilgermuschel eingestellt. Die vordere Spange zeigt einen Löwenkopf und ein Gesicht ohne Bart. Sie läuft oben in eine zweischwänzige geflügelte Nereide aus. Die Schneckenöffnung wird von einer breiten Lippe gefasst, die in einen Blattkranz ausläuft. Die gesamte Oberfläche der Lippe ist mit graviertem Ranken verziert, zwischen die drei runde Medaillons in glatter Rahmung eingestellt sind. Zwischen diesen Medaillons ist je eine Jagdszene in das Rankenwerk eingefügt: Ein Hund jagt ein Reh auf der Rückseite, links ein Einhorn. Rechts ist ein springender Hirsch dargestellt. Die drei Medaillons sind mit fein geätzten Blumen und Vögeln gefüllt. Ein flacher mit gravierten Ranken geschmückter Rand liegt um den gewölbten Deckel, dessen Fläche mit ziselierten Wellen und verschieden phantastischen Seetieren und -ungeheuern verziert ist. Mittig erhebt sich ein vasenförmiger Aufsatz. Um ihn sind drei geflügelte Seepferdchen mit Blick nach außen angeordnet. Über und zwischen ihnen war an dem Aufsatz je eine Spange angebracht. Zwischen zwei Pferdchen fehlt eine Spange, nur ihr oberer Ansatz ist noch vorhanden. Bekrönt wird er Deckelaufsatz von einem stehenden Neptun, das linke Bein nach hinten angewinkelt. In der Rechten hält er einen Dreizack, mit der Linken ein Horn, das zum Mund geführt ist. Um seinen Körper wickelt sich der Schwanz eines Delphins, dessen Kopf zu Füssen Neptuns liegt. Am rechten Arm Neptuns sind drei gekordelte Silberdrähtchen befestigt, jedes führt zu einem Seepferdchen, durch dessen Maul es geführt werden. An jedem dieser Zügel ist eine durchbohrte Perle beweglich angebracht. Die Innenseite des Deckels zeigt zwei geätzte Wappen in einem runden Medaillon: Links das der Nürnberger Familie Schlüsselfelder und rechts das der Familie Löffelholz. Zwischen den beiden Wappen ist unten die Jahreszahl 1595 eingeätzt. Die Sockelunterseite verrät, wie die gegossenen Seepferdchen befestigt sind: Kunstvoll gestaltete Schraubköpfe sind hier erkennbar. Auch unter dem Pokalfuß sind zwei solcher Schraubköpfe erkennbar, eine hält Neptun am linken Fuß, eine am rechten Knie.
Vermerk am Objekt
Beschriftung: Beschauzeichen: N im Rund (1595, Beschauzeichen, Fußrand, Deckel, Mündung)
Literatur
Anzeiger GNM 1887, S. 33.
Rosenberg, Marc: Der Goldschmiede Merkzeichen. 4 Bde. 3. erw. Aufl. Frankfurt a. M. 1922-1928, Nr. 4017g.
Hernmarck, Carl: The Art of the European Silversmith 1430 - 1830. 2 Bde. London, New York 1977, S. 112. Link zur Bibliothek
Wenzel Jamnitzer und die Nürnberger Goldschmiedekunst 1500 - 1700. Goldschmiedearbeiten, Entwürfe, Modelle, Medaillen, Ornamentstiche, Schmuck, Porträts. Ausst. Kat. Nürnberg. München 1985, Nr. 75. Link zur Bibliothek
Ausst. Kat. Nürnberg. Nürnberg 1300-1550. Kunst der Gotik und Renaissance. Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum. München 1986. Kat. 81
Koeppe, Wolfram: "...alles in vergüldt Silber gefasst". Über einen Nürnberger Turboschneckenpokal des späteren Manierismus. In: Kunst und Antiquitäten, Heft 1 (1989), S. 36. Link zur Bibliothek
Germanisches Nationalmuseum. Führer durch die Sammlungen. 4. Aufl. München 1994, Nr. 358. Link zur Bibliothek
Germanisches Nationalmuseum. Führer durch die Sammlungen. Nürnberg 2001, S. 135. Link zur Bibliothek
Nürnberger Goldschmiedekunst 1541 - 1868. Band I: Meister, Werke, Marken. Freiburg 2007, Nr. 357.16.
Nürnberger Goldschmiedekunst 1541 - 1868. Band II: Goldglanz und Silberstrahl. Ausst. Kat. Nürnberg. Freiburg 2007, Nr. 23. Link zur Bibliothek