Heinfogel verdankte seine astronomischen Kenntnisse Bernhard Walther, dem Schüler und Mitarbeiter des berühmten Johannes Regiomontanus in Nürnberg. Dieser war 1471 nach Nürnberg gezogen, weil hier die besten Instrumente zur Himmelsbeobachtung hergestellt wurden und die Handelsverbindungen einen raschen Gedankenaustausch mit auswärtigen Gelehrten begünstigten. Die Kartenbilder gehen auf zwei Sternkarten aus dem Jahr 1435 zurück, die dem Wiener Codex 5415 der Österreichischen Nationalbibliothek beigebunden sind. Sie dienten als Vorlage für die ersten gedruckten Sternkarten, die mit Dürers Holzschnitten 1515 von Stabius und Heinfogel veröffentlicht wurden. Allem Anschein nach sind die Karten und ihr Bilderschmuck aus verschiedenen älteren Quellen kompiliert, die möglicherweise im Nachlaß Regiomontans vorhanden waren. Auf dem ekliptischen Kreis der nördlichen Hemisphäre die zwölf Sternbilder des Tierkreises. Sämtliche Sterne haben als Beischrift römische und arabische Ziffern nach den Angaben des Claudius Ptolemäus, innerhalb der Sternbilder in Braun, außerhalb in Rot. In den Zwickeln des Quadrats, außerhalb eines nur angedeuteten Kreises ist der Sternkeis von sinnbildlichen und landschaftlichen Darstellungen der vier Elemente umgeben. Ihnen paarweise zugeordnet die sieben Planetengötter, teils erheblich von der klassischen Bildsprache abweichend: oben links FEUER mit Apoll (als Sol, mit Rabe) und Mars (in mittelalterlicher Tradition als Ritter); oben rechts LUFT mit Saturn und Venus (mit Flügelhelm), begleitet vom Amorknaben; unten links ERDE mit Jupiter (jugendlich, mit Blütenzweig, Adler und zusätzlichem Schwan), reicher Berglandschaft, dabei Pluto, Zerberus und die Erinnyen; unten rechts WASSER mit Luna (als Diana), einer Seenlandschaft und Merkur (mit Elster und Vogelfüßen). Lediglich drei Motive - der Adler des Jupiter, der Rabe des Apollo und der Schlangenkopf im Sternbild des Drachen - sind mit schwarzer Tinte und sicherer Hand später hinzugefügt. Der stilistische Befund spricht für die von Voss geäußerte Ansicht, daß hier Dürer ergänzend und korrigierend eingriff, als ihm die Karte als Muster für seine Holzschnitte von 1515 vorlag.