Ein seltener Fund
Im späten Mittelalter besaß nahezu jeder Ritter einen solchen Helm für den Krieg oder das Turnier. Dennoch sind heute nur noch weniger als 20 dieser originalen Helme erhalten. Gutes Eisen hatte damals einen hohen Materialwert. Unbrauchbare oder veraltete Helme wurden daher in großer Zahl umgeformt und das teure Material wMehr

Ein seltener Fund
Im späten Mittelalter besaß nahezu jeder Ritter einen solchen Helm für den Krieg oder das Turnier. Dennoch sind heute nur noch weniger als 20 dieser originalen Helme erhalten. Gutes Eisen hatte damals einen hohen Materialwert. Unbrauchbare oder veraltete Helme wurden daher in großer Zahl umgeformt und das teure Material wiederverwendet.
Dass dieser Helm die Jahrhunderte überdauerte, verdanken wir einem Brauch, der im 14. Jahrhundert aufkam: Zur Erinnerung an einen verstorbenen Ritter hängte man dessen Wappenschild zusammen mit dem Helm in der Kirche auf. Oft wurden dafür dünnwandige Nachbildungen verwendet. Erst 1924 entdeckte man, dass sich auf dem Totenschild des Hans Rieter zu Kornburg in der Allerheiligenkirche Kleinschwarzenlohe ein originaler Helm befand.

Rundum geschützt
Topfhelme waren die ersten vollständig geschlossenen Helme. Sie wurden aus mehreren miteinander vernieteten Eisenplatten gefertigt. Das obere Scheitelstück dieses Helms wurde sehr aufwendig aus einem Stück getrieben. Unterhalb der schmalen Sehschlitze erkennt man eine Reihe von Löchern, die das Atmen erleichtern sollten. Der kreuzförmige Durchbruch links war für eine Rüstkette bestimmt, die den Helm mit der Rüstung verband. Nicht erhalten ist die sogenannte Helmzier, ein Aufsatz, der den Helm mit den persönlichen Erkennungszeichen des Ritters versah.

Nicht für jeden Kampf geeignet
Topfhelme waren vor allem ein wirksamer Schutz vor Angriffen von Reitern mit der Lanze. Sie wurden daher ausschließlich von Rittern getragen. Die geschlossene Form brachte aber auch Nachteile mit sich: Sie behinderte vor allem die Sicht, die Beweglichkeit und die Atmung. Das konnten auch Atemlöcher und Sehschlitze nicht verhindern. Eine ausreichende Luftversorgung war angesichts der schweren körperlichen Anstrengung eines Kampfes entscheidend. Zum Nahkampf mit Schwert und Dolch nahmen Ritter ihren Helm daher meistens ab.

Alter Adel
Die Verwendung für den Totenschild hatte Anfang des 17. Jahrhunderts einige Veränderungen des Helms zur Folge. Dazu gehören die Farbfassung und die goldenen Schmuckstreifen, das Aufhängeloch, die Spangen vor den Sehschlitzen und der gezackte Streifen aus Kettengeflecht. Vermutlich nahm man hierfür den unteren Rand eines Kettenhemds. Dass für den Totenschild eine damals bereits veraltete Helmform verwendet wurde, geschah wohl mit Absicht: Im 16. und 17. Jahrhundert waren viele Patrizier in den Adelsstand erhoben worden. Über die Helmform betonte man die Zugehörigkeit zum alten Ritteradel.
 

Weniger
Titel
Topfhelm; Kübelhelm; Topfhelm des Hans Rieter zu Kornburg
Allgemeine Bezeichnung
Helm
Inventarnummer
W2801
Sammlung
Wissenschftl. Instr.-Waffen-Pharmazie
Anzahl der Teile
1
Herstellungsort
Nürnberg
Herstellungsdatum
Mitte 14. Jh.
Hersteller
unbekannt
Maße
H. 32 cm; B. 23 cm; T. 28 cm; Gewicht (mit Kettengeflecht) 3.275 g
Material und Technik
Eisenplatten, Eisen- und Messingdraht - geschmiedet, getrieben, gefeilt, genietet, bemalt; Stoff
Standort
Dauerausstellung Waffen, Jagd, Gartenkultur
Beschreibung
Der Helm besteht aus einer aus einem Stück getriebenen Glocke und zwei seitlich zusammengenieteten, die Wandung bildenden Platten. Am unteren Rand befinden sich zwölf starke Nieten, die ein ausgezacktes Kettengeflecht tragen. Der untere Rand und der Sehschlitz sind mit breiten Vergoldungsstreifen verziert, wie auch der Mittelgrat, dessen Vergoldung in lilienförmigem Zierrat endet.
Literatur
Neuerwerbungen des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg, 1921-1924, Tafel 99. Link zur Bibliothek
August Neuhaus: Der Topfhelm der Rieter von Kornburg, in: Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg (1924-1925), S. 89-96, 89.
Kurt Pilz: Der Totenschild in Nürnberg und seine deutschen Vorstufen (1939), in: Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg (1936/39), S. 57-112, S. 73, 109, Anm. 50.
Hugo Schneider: Die beiden Topfhelme von Madeln, in: Zeitschrift für schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte 14 (1953), Nr. 1, S. 24-45.
Führer des Germanisches Nationalmuseums. Nürnberg 1977, Nr. 559. Link zur Bibliothek
Nürnberg 1300-1550. Kunst der Gotik und Renaissance, Ausst. Kat. Germanisches Nationalmuseum Nürnberg / Metropolitan Museum of Art New York, hg. von Gerhard Bott, München 1986, Kat. Nr. 11. Link zur Bibliothek
Mythos Burg, Ausst. Kat. Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, hg. von G. Ulrich Großmann, Nürnberg 2010 Dresden 2010, Kat. Nr. 6.8 [M. Goll]. Link zur Bibliothek

Sie finden das Objekt in der Dauerausstellung mit der Nummer 12: Dauerausstellung Waffen, Jagd, Gartenkultur

Topfhelm
Pot helm