Die Formexperimente zu Beginn unseres Jahrhunderts führten im Bereich des Portraits zu einer weitgehenden Lösung vom Modell. Picassos kubistisch aufgelöster Frauenkopf und Brancusis geschlossene, elementare Wesensform markierten um 1910 die beiden Pole einer neuen Auseinandersetzung mit dem traditionellen Thema der Plastik, dem Bildnis.

Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte diese Gattung als »Treibstoff«, so Schneckenburger, für die Neubestimmung der Skulptur im 20. Jahrhundert ausgedient und spielte in den 60er Jahren so gut wie keine Rolle mehr. Heiliger, der »große alte Mann der Bildhauerei im Nachkriegsdeutschland«, versuchte von einem neuen Standpunkt aus, individuelle Physiognomie und autonome plastische Form zu verschmelzen. Obwohl sein Hauptinteresse der freien Gestaltung galt, reizte es ihn, seine Portraits mit der gleichen Sehweise und den gleichen formalen Mitteln der Abstraktion zu bearbeiten wie beispielsweise sein 1966 entstandenes Werk »Phönix« (zu sehen vor dem alten Haupteingang des Germanischen Nationalmuseums). Die Physiognomie wird auf das Notwendigste reduziert, die Oberfläche durch Kerben und Einschnitte rhythmisiert. Sein Ziel ist es, individuelle Physiognomie und autonome plastische Form zu verschmelzen. Ernst May, der in den zwanziger Jahren von dem sozialdemokratischen Oberbürgermeister Ludwig Landmann zum Frankfurter Stadtrat ernannt worden war, entwickelte in den zwanziger Jahren zusammen mit dem Architekten Ferdinand Kramer (1898-1985 Frankfurt am Main) ein neues städtebauliches Konzept, das sich ganz auf die Wohnprobleme der breiten Bevölkerungsschicht konzentrierte. Dieses nahezu einzigartige Modell sozialer Planungspolitik wurde unter dem Namen »Das Neue Frankfurt« international bekannt.