Der Schnitt weist noch auf die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts, das Material ist weiches. gelbes Wildleder. Die Vorderkante ist gerade und unten eckig. Fünf Knopfpaare und ebensoviele Knopflöcher auf beiden Seiten ermöglichen, den Rock beiderseitig überknöpfen zu können. Vordere Länge 80 cm, hintere Länge 90 cm. Oben ist ein etwa 5 cm hoher Kragen angesetzt. Die seitlichen Rückennähte gehen senkrecht, fast parallel herunter und setzen sich in mäßig faltigen Seitenschößen fort. Die schräg eingesetzten Taschen haben Scheinklappen. Die engen Ärmel reichen bis zum Handgelenk und haben nur ganz kleine Aufschläge. Der Rock ist ungefüttert, eine grüne Seidenborte umzieht die Kanten, die Taschen und die Aufschläge. Der Rock ist bemerkenswert durch einen äußerst reizvollen Schmuck von erhabener umsteppter Arbeit, deren Zeichnung, besonders da, wo die Ornamente von Tierfiguren abgelöst werden, von ungemeiner Frische und von humorvoller Prägnanz ist. Vordere und untere Kanten, Taschenklappen und Ärmelstulpen sind mit Blattrankenornamenten, die untere Rockkante ist mit einer figürlichen Szene, wo ein Hirsch von zwei Hunden gestellt wird, geziert. Technisch ist die Arbeit so entstanden, daß die erhabenen Stellen entweder mittelst Formen herausgepreßt oder -getrieben wurden (beide Verfahren kommen in der Zeit vor) und daß dann die Kanten umsteppt wurden. (Anmerkung: Die Anfertigung derartiger Lederröcke war Sache der Säckler (Beutler oder Taschner. Die 1804 erschienene "Faßliche Beschreibung der gemeinnützlichsten Künste und Handwerke ..." vobn J. P. Voit, I. Teil, S. 175 (Beutler) II. Teil, S. 165 (Taschner) gibt an, dass zur Erzeugung der gelben Farbe das sämische Leder nach dem Waschen mit einer Lösung aus zerstoßener gelber Erde und Kreide angestrichen wurde. Unter den Werkzeugen des Taschners sind genannt: "allerhand große und kleine Formen, die vom Bildhauer aus Birnbaumholz geschnitten werden, um sie auf das hellbraune Leder ...zu drucken.") Der Rock wurde 1871 im Nürnberger Kunsthandel erworben. (Text Fries, 1926)