"Der Heiland, ohne Strahlen im Nimbus, wird von rechts her durch fünf Juden in verschiedener Kleidung hereingeführt. Links thront Pilatus in pelzverbrämter Schaube, eine Kappe auf dem bärtigen Haupt. Hinter ihm ein Diener mit rundem Hut, links der Hund mit dem Knochen. Unter dem zinnenbekrönten Baldachin des Thrones hängt ein mit Rosetten gemusterter Teppich herab. Zimmerdecke und Baldachin sind mit schwarzen und weißen Dreiecken bedeckt. Hinter Christus ein großes Rundbogenfenster und rechts eine ebensolche Tür. Die Wände dazwischen sind mit Blattornament überzogen." (Lehrs 1908, I.152.4) "Weigel meint, das Kostüm deute auf die siebziger Jahre und zeige Anklänge an die burgundische Tracht. Der Stich ist jedoch älter und die gezaddelten Röcke und Kragen, sowie der pelzbesetzte Rock des Pilatus, die noch nicht schnabelförmig zugespitzten Schuhe deuten auf die Zeit um 1450. Die Arbeit erinnert sowol im Kostüm, wie in der Technik an den Meister der Spielkarten, und sehr wahrscheinlich rührt der Stich von dem diesem Künstler am nächsten stehenden Meister von 1462 her. Die dicke Haarbehandlung beim Christus stimmt ganz mit der auf der Dreifaltigkeit in München, ebenso die engen Vertikalschraffierungen im Faltenwurf, die spärlichen, nur am Teppich und den Wänden vorkommenden Contretaillen und die schwarze Druckfarbe. Übrigens ist die Arbeit ziemlich mittelmäßig. — Das Exemplar ist das von Weigel beschriebene und wurde 1872 aus dessen Sammlung für 6 Thaler erworben. Der Plattenrand ist trotz breiter Marge, nur unten z. T. sichtbar und im Unterrand stehen drei unverständliche Zeichen mit Tinte geschrieben." (Lehrs 1887, 10-11.3) Laut Passepartout: vgl. hierzu Hz374 (Kapsel 559a)