Allgemeine Bezeichnung
Humpen aus Silber
Inventarnummer
HG12252
Proviso
Leihgabe der Bundesrepublik Deutschland
Sammlung
Kunsthandwerk II (1500-1800)
Anzahl der Teile
1
Herstellungsort
Breslau
Herstellungsdatum
um 1610/1615
Hersteller
Koch, Veit
Maße
H. 17,4 cm
Klassifikation
Trinkgerät
Humpen
Krug
Material und Technik
Silber, getrieben, gegossen, ziseliert, graviert, vergoldet
Beschreibung
Kleiner, ganz vergoldeter Deckelhumpen mit sechs eckig gebrochener Wandung. Der profilierte und gewölbte Standring trägt einen Zungenfries. Die Wandung ist in sechs flache, in der Mitte zusammenstoßende Felder gegliedert, die mit gravierten Landsknechtfiguren dekoriert sind. Sie stoßen mittig aneinander und sind oben wie unten kielbogenförmig geschlossen. Die Zwickel zwischen den Bögen werden durch Buckel mit getriebenem Schweifwerk ausgefüllt, die vom sechseckigen Querschnitt der mittleren Wandung zum Rund von Lippe und Fuß vermitteln. Der gewölbte, mit einem balusterförmigen Knauf versehene Deckel ist ähnlich mit Kielbogenformen, gegliedert, die allerdings flach auf der Wölbung liegen und mit Schweifwerk gefüllt sind. Der am Ansatz in einen Bocksfuß auslaufende und mit einer Hermenfigur belegte Henkel sowie die Daumenrast in Form einer zweischwänzigen Meerfrau sind im Gussverfahren hergestellt. Die Gliederung des Humpens findet Entsprechungen in zeitgleichen oder wenig späteren Breslauer und Nürnberger Silberarbeiten. Sie orientieren sich augenscheinlich an den sechseckigen spätgotischen Kannen aus Zinn, die vor allem in Schlesien verbreitet waren und oft als Handwerkskannen ("Schleifkannen"), seltener im liturgischen Bereich Verwendung fanden. Die figürlichen Gravierungen lehnen sich nach Beobachtungen von Pechstein 1985 an Zeichnungen der niederländischen Maler Willem Buytewech (1591-1624) und Jacques de Gheyn II (1565-1629) an. Der Humpen trägt die Breslauer Stadtbeschau W und das Meisterzeichen des Veit Koch (Meister 1580-1619).
Vermerk am Objekt
Marke: VK (ligiert))

Literatur
Hintze, Erwin: Die Breslauer Goldschmiede. Eine archivalische Studie. Breslau 1906, Taf. II und III. S. 101 (zu Meister und marken)
Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums 1985, S. 103 (Erwerbsbericht, Klaus Pechstein)
Deutsche Goldschmiedekunst vom 15. bis zum 20. Jahrhundert aus dem Germanischen Nationalmuseum. Katalog zur Ausstellung in Hanau, Ingolstadt und Nürnberg 1987/1988, bearbeitet von Klaus Pechstein u.a. Berlin 1987, Kat. 42 (Dagmar Thormann) Link zur Bibliothek
Waetzoldt, Stephan (Hrsg.): Deutsche Kunst aus dem Osten: Erwerbungen der Bundesrepublik Deutschland. Würzburg 1989, Kat. 45 (Klaus Pechstein) Link zur Bibliothek
Pechstein, Klaus / Effmert, Viola: Schlesische Goldschmiedearbeiten im germanischen Nationalmuseum. Nürnberg 1990, Kat. 26
Schätze deutscher Goldschmiedekunst von 1500 bis 1920 aus dem Germanischen Nationalmuseum. Katalog der Ausstellung in Nürnberg, Ingolstadt, Hanau und Lüneburg 1992, Berlin 1992, Kat. 35 Link zur Bibliothek