Die Vierpassscheibe stammt aus der Bekrönung eines gotischen Maßwerkfensters und zeigt fünf Wein- oder Hahnenfußblätter, die aus einer kreisförmigen Ranke im Zentrum herauswachsen. In Farbigkeit und vegetabilem Ornament vertritt das Glasgemälde den Typus eines ornamentalen Fensterverschlusses, der sich im 13. und 14. Jahrhundertim gesamten europäischen Raum vor allem im kirchlichen Bereich zunehmender Beliebtheit erfreute und bis zu seinem Niedergang im späten 14. Jahrhundert vielfältigste Formen hervorbrachte. Die Übergänge zwischen geometrischem, vegetabilem und architektonisiertem Ornament blieben dabei fließend. Ebenso vielfältig war die Kombination von Figur und Ornament: Zum einen waren nur die Fenster der Hauptachsen figürlich, die verbleibenden Fenster dagegen ornamental verglast. Zum anderen entwickelten sich verschiedene Typen kompositer Verglasungen, in denen Figur und Ornament innerhalb eines Fensters kombiniert wurden. Die in den Unterlagen des Museums überlieferte Herkunft der Scheibe aus Münster/Westfalen lässt sich bislang nicht erhärten. (Daniel Hess. In: Ornament and figure. Medieval art from Germany. An exhbition from the collection of Germanisches Nationalmuseums. German festival in India 2000-2001. Ausst.Kat. München/Nürnberg 2000, Kat.-Nr. 17.) -- Gehört zu einer Gruppe von 15 Glasgemäldefragmenten mit Architektur- und Ornamentmotiven sowie zwei Kopffragmenten, die Johann Klein dem Museum 1870 schenkte (MM 30-42, 60-61).