Titel
Vier Fragmente eines Magdalena- und Martharetabels aus der Kirche St. Klara, Nürnberg
Allgemeine Bezeichnung
Gemälde, Altarbild
Inventarnummer
Gm103
Sammlung
Gemälde bis 1800
Anzahl der Teile
4
Herstellungsort
Nürnberg
Herstellungsdatum
um 1360/1370
Hersteller
Nürnberger Klarenwerkstatt
Maße
Gm 103a (Tod der hl. Martha): 40,0 × 37,9 × 0,7 cm; Gm 103b (Auferweckung): 33,7 × 19,7 × 0,6 cm; Gm 103c (Gastmahl): 33,8 × 19,9 × 0,7 cm; Gm103d (Weinstock): 40,3 × 36,2 × 0,5 cm
Klassifikation
Altarbild
altarpieces
altar-piece
Material und Technik
Malerei und Metallauflagen auf Fichtenholz
Standort
Dauerausstellung Spätmittelalter
Beschreibung
Vier Flügelfragmente (Gm 103a-d) eines Baldachinretabels mit Szenen aus dem Leben der hl. Maria Magdalena und hl. Martha von Bethanien vor Goldgrund: a) Tod der hl. Martha (Innenseite des linken Seitenflügels, unterer Teil); b) Auferweckung des Lazarus (Innenseite des linken Frontflügels, unterer Teil); c) Gastmahl im Hause des Simon (Innenseite des linken Frontflügels, oberer Teil); d) Weinstock mit Vögeln (Außenseite des linken Seitenflügels, unterer Teil).
Vermerk am Objekt
Inschrift: Gm 103a: SANCTA MARTHA ORA PRONOBIS (Heilige Martha bete für uns) (Auf dem roten Trennstreifen an der Oberkante, fragmentarisch)

Vitrinentext
Die Fragmente zeigen Szenen aus dem Leben der Maria Magdalena und Martha von Bethanien und ihrer Familie. Zu ihren Ehren wurde in Nürnberg um 1240 das Kloster der Reuerinnen gegründet. 1279 wurde es den Klarissen übertragen. Die Fragmente stammen von einem Altar der Klosterkirche. In vereinfachender Form setzen sie aktuellste künstlerische Strömungen aus der französischen und böhmischen Malerei um. Seit frühchristlicher Zeit ist der Weinstock ein Christussymbol. Auch die nicht eindeutig identifizierbaren Vögel verweisen auf die göttliche Schöpfung. Beide Motive illustrieren das mittelalterliche Verständnis der Natur als ein Kosmos von Zeichen, durch die Gott zum Menschen spricht. Gleichzeitig waren die mit Blüten oder Tieren besetzten Blattranken in allen Kunstgattungen beliebte Ornamente.

The fragments show episodes from the life of Mary Magdalene and Martha of Bethany and her family. The Convent of the Penitential Order of the Magdalens was founded in her honor in Nuremberg around 1240. In 1279 it was given over to the Poor Clares. The fragments come from an altarpiece in the convent church. They arose within a creative interplay of influences deriving from French as well as Bohemian painting. They represent the most current trends in art in a simplified form. The grapevine has been a symbol of Christ since the Early Christian era. The birds, which cannot be explicitly identified, also make reference to Divine creation. Both motifs illustrate the medieval understanding of Nature as a cosmos of symbols through which God speaks to Man. At the same time vine foliage adorned with flowers, fruits or animals were popular ornamental forms. They can be found in all genres of art.

Literatur
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Daniel Hess, Dagmar Hirschfelder, Katja von Baum (Hrsg.): Die Gemälde des Spätmittelalters im Germanischen Nationalmuseum, Band I: Franken, 2 Teilbände. Regensburg 2019, Kat.-Nr. 3 (Katja von Baum, Joshua P. Waterman).

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