Das in den Inschriften genannte "Heiltum", das sich heute, um wenige Stücke dezimiert, in der weltlichen Schatzkammer in Wien befindet, setzte sich zusammen aus den Reichsreliquien (Hl. Lanze mit einem in das Lanzenblatt eingelassenen Eisenstück, das als Nagel vom Kreuz Christi bezeichnet wird, ein Span vom Kreuz Christi, der Zahn Johannes des Täufers und das Armbein der Hl. Kunigunde, das später als ein solches der Hl. Anna aufgewertet wurde - vgl. Im GNM Gm 557) und den Regalien, das sind die Reichsinsignien nebst den Krönungsgewändern. Da man annahm, Karl der Große habe sie als erster getragen, kam auch ihnen als Hinterlassenschaft des heiliggesprochenen ("geduldet") Kaisers Reliquiencharakter zu. Der Kronschatz begleitete die deutschen Kaiser als Zeugnis ihrer Rechtsansprüche. Kaiser Karl IV. überführte die Reichskleinodien nach Prag, sein Sohn Sigismund, damals römisch-deutscher König, übergab sie 1423 der freien und Reichsstadt Nürnberg "auf ewige Zeiten, unwiderruflich und unanfechtbar". 1796 wurden die Reichskleinodien vor der französischen Rhein-Mosel-Armee über Passau nach Wien geflüchtet, wo sie trotz der berechtigten Ansprüche der Stadt Nürnberg und mehrfacher Reklamationen verblieben. - In Nürnberg wurden die Reliquien in der Kirche des Heiliggeist-Spitals in einem eigens für sie angefertigten Schrein (GNM) aufbewahrt und alljährlich bei der "Heiltumsweisung" öffentlich zur Schau gestellt. Der Besuch des Heiltumsfestes war für die Teilnehmer mit einem Ablaß, d.h. einem Nachlaß zeitlicher Sündenstrafen, die im Fegefeuer zu verbüßen waren, verbunden. Die Heiltumskammer, in der die Reichskleinodien in der Nacht vor der Weisung aufbewahrt wurden, befand sich im Schopperschen Haus am Hauptmarkt. Wohl anläßlich einer erfolgten oder geplanten Umgestaltung des Raumes erhielt Dürer vom Rat der Stadt Nürnberg den Auftrag, Bildnisse der Kaiser Karl und Sigismund (Gm 168) zu malen. Die Tafeln flankierten drehbar eine Art Schrein oder Wandvertiefung, welche die Krönungsgewänder und Reichsinsignien in der Nacht vor der Weisung aufnahm. Im geöffneten Zustand waren die beiden Kaiser zu sehen, im geschlossenen die Inschriften mit den Wappen. - Der Anlaß, dem die Kaiserbilder ihr Entstehen verdanken, ist im Verhältnis der freien Reichsstadt Nürnberg zum Reichsoberhaupt begründet, in ihrer Loyalität und ihren Ansprüchen. Kaiser Friedrich III., der Vater Maximilians I., hatte den Nürnbergern die Reichskleinodien streitig machen wollen. 1508 nahm Maximilian mit Zustimmung des Papstes die Kaiserwürde an. Möglichen Erwägungen des neuen Reichsherrn, Ansprüche auf die Reichskleinodien anzumelden, kamen die Nürnberger zuvor, indem sie das Recht, diese zu verwahren, durch ihren prominentesten Künstler malen ließen. Maximilian I. zählte Karl d.Gr. zu seinen Ahnherren. Es fällt auf, daß der Künstler die Gemälde nicht signiert hat. Hier sollte wohl kein Rest eines persönlichen Anteils sichtbar werden. - Im Zuge der Einführung der Reformation in Nürnberg wurde die Heiltumsweisung aufgehoben. Die Kaiserbilder kamen 1526 ins Rathaus. Während die Mehrzahl der Werke Dürers abwanderte, blieben diese zurück.